Wer ganz früh aufsteht und sich dienstags oder sonntags mit dem Early-Bird-Angebot auf die Skipisten im Parsenn-Gebiet begibt, wird belohnt mit jungfräulichen, frisch präparierten Pisten – und im besten Fall noch mit einem grandiosen Sonnenaufgang.
Die Sicht ist noch schlecht und der Himmel wolkenverhangen an diesem frühen Dienstagmorgen im Dezember – auch wenn die ersten Sonnenstrahlen gerade durch die morgendliche Dämmerung brechen. Zum Glück aber bläst der angesagte Föhnsturm noch nicht. Doch dafür hat die kleine Gruppe auf dem Weissfluhjoch in Davos ohnehin keine Augen. Die Skifahrerinnen und Skifahrer stehen gespannt vor der Parsenn-Station und lauschen den Ausführungen von Johannes Gredig. «Geniesst das Erwachen des Tages und braust nicht zu schnell die Hänge runter», gibt ihnen der Gästeführer mit auf den Weg. Einen Moment noch lassen wir die Blicke über die eindrückliche Berglandschaft vom Jakobshorn übers Schwarzhorn bis zum Hoch Ducan schweifen. Es herrscht eine fast andächtige Stille. Doch dann kann uns nichts mehr halten.
Bereit für die Schussfahrt auf der leeren Piste (Bild: Silvia Schaub).
Kurz zuvor standen wir noch mit müden Augen an der Talstation der Parsennbahn. Leicht enttäuscht, denn zur morgendlichen Stunde hatte sich dort nicht nur das Dutzend Early Birder mit den Skiern auf den Schultern eingefunden. Die erste Bahnfahrt um 7.35 Uhr war auch gut gefüllt mit Arbeitenden der Bergrestaurants und des Pistendienstes.
Nun aber sind alle hellwach und stürzen sich in die Tiefe über die noch jungfräulichen Pisten, carven in grosszügigen Schwüngen über die ganze Breite der Piste oder brillieren mit schneidigen Kurzschwüngen. Was für ein wunderbares Gefühl! Es braucht für einmal keinen Blick zurück, ob noch andere Skifahrer von oben zu erwarten sind. Wir haben die Piste exklusiv für uns. Anfangs noch spürte so mancher etwas Unsicherheit in den Beinen, standen die meisten doch zum ersten Mal in dieser Saison auf den Skiern. Aber wie beim Velofahren ist man auch auf den schmalen Latten schnell wieder im Rhythmus. Also geniessen wir jeden Schwung auf der perfekt präparierten Piste. Da entschlüpft dem einen oder anderen schon ein freudiges Jauchzen. Und schon geht es wieder von der Parsenn Mittelstation mit der leeren Bahn hinauf aufs Weissfluhjoch. Wie ist das doch wohltuend: Kein Gedränge und kein Gekreische übermütiger Sportler.
Frühmorgens herrscht noch Ruhe im Skigebiet Parsenn (Bild: Silvia Schaub).
Nochmals nehmen wir die Höhenweg-Piste, sie ist griffig und schnell. Beim Fahren über die feinen Rillen der Pistenfahrzeuge fühlt es sich fast an, wie wenn man über zarte Meringue-Schalen kurven würde. Wir haben zwar Johannes Gredigs Anweisung noch bestens im Kopf, es langsam anzugehen. Aber die pure Freude am Skifahren lässt uns manchmal etwas übermütig werden, so dass wir so schnell wie die Bahn wieder an der Mittelstation sind.
«Endlich einmal nicht auf ausgefransten Pisten fahren», schwärmt Daniel Hofmann, einer der Teilnehmer. Der sportliche Zürcher gehört in der Gruppe zu den besten Skifahrern und hat ein ziemliches Tempo drauf. Er kennt die Pisten bestens, verbringt er doch schon seit Jahren seine Winterferien in Davos. Sandrine und Bertrand aus Genf sind hingegen zum ersten Mal auf diesem Hang und strahlen: «Ein tolles Gefühl, die Piste nur für sich alleine zu haben.» Fast jedenfalls. Nur ein paar Pistenfahrzeuge geben den Pisten noch den letzten Schliff. Also dürfen wir nicht einfach blindlings losbrausen.
Mit jeder Fahrt klart das Wetter mehr auf, und auch die Sicht wird besser. Als wir das nächste Mal oben auf dem Weissfluhjoch stehen, haben sich die Wolken am Himmel fast komplett in Luft aufgelöst. Die Sonne strahlt mit uns um die Wette. Inzwischen sind wir auf der Totalalp-Piste angekommen. Johannes Gredig macht Halt und zeigt mit dem Skistock Richtung Parsennfurgga. «Schaut nicht nur auf die Füsse, sondern auch mal in die Weite. Seht ihr dort oben auf der Krete die Steinböcke?» Tatsächlich marschiert gerade eine Handvoll dieser Wildtiere gemütlich über den Grat auf der Suche nach einer aperen Stelle. Klaudia und Jonathan aus Wolfsburg trauen ihren Augen kaum. Sie verbringen ihre Skiferien zum zweiten Mal in Davos. «Aber beim ersten Mal hatte es die ganze Woche nur geschneit und wir sahen überhaupt nichts von der Gegend.»
Beim Early Bird-Angebot kommen passionierte Skifahrer auf die Rechnung (Bild: Silvia Schaub).
Der Föhnsturm hat mittlerweile etwas an Stärke zugenommen, so dass man auf längere Pausen lieber verzichtet. Aber schliesslich sind die 60 Minuten Exklusivität auch bald um. Das klingt nach nicht viel. Aber es reicht aus, um vier bis fünf Abfahrten in absoluter Ruhe und ohne Gedränge auf den Pisten zu geniessen, bevor das Skigebiet langsam erwacht. Also genehmigen wir uns einen kleinen Zwischenhalt im Bergrestaurant. Nach so viel Power-Skifahren tut es gut, mal einen Moment zu Verschnaufen. Glückselig schlürft die Runde den Kaffee oder Tee und beisst hungrig ins Sandwich. Aber lange hält es sie nicht auf den Stühlen. Schliesslich sind die Skipisten noch halbleer.
Die Reise wurde unterstützt von der Destination Davos Klosters und Graubünden Ferien.
Anreise
Mit der RhB bis Davos Dorf, von dort mit der Parsennbahn ins Skigebiet. Die Destination Davos Klosters bietet jeweils dienstags und sonntags das Early Bird-Angebot an, frühmorgens vor der offiziellen Betriebsöffnung die ersten Spuren auf den frisch präparierten Pisten zu ziehen. Mitmachen kann jeder, der sich bis am Vortag anmeldet, eine Gästekarte (ab einer Übernachtung) besitzt und ein gültiges Bergbahnticket gekauft hat sowie die roten Pisten sicher befahren kann.
Übernachten
In Davos und Umgebung finden sich sehr viele Unterkünfte von preisgünstig bis exklusiv. www.davos.ch
Infos
Weitere Early-Bird-Angebote im Bündnerland – eine Auswahl: Arosa Fr. 30.-, sonntags, ab 23.2. bis 12.4., Abfahrzeiten je nach Datum; Davos Madrisa Fr. 25.- inkl. Frühstück, 25.12, 01.01, 05.02, 12.02, 19.02, 26.02, ab 7 Uhr; Lenzerheide Fr. 50.- inkl. Frühstück, jeden Sonntagmorgen, von Anfang Februar bis Ende März, ab 6.30 Uhr; Savognin Fr. 50.- inkl. Frühstück, jeweils sonntags, im Februar ab 6.30 Uhr, im März und April ab 6 Uhr. Preise exkl. Tagespass, nur auf Voranmeldung.