Wieso auch immer ins Flugzeug steigen, um die Welt zu entdecken? Die Schweiz bietet Orte, die an die ganze Welt erinnern.
Ach, wie gerne wäre ich doch mal an den Baikalsee oder ins Napa Valley gereist. Die Sommerferien hatte ich eigentlich in Irland geplant. Alles gerade nicht möglich – auch wenn einige Grenzen wieder offen sind. Und natürlich fragt man sich auch: Ist es denn überhaupt nötig, stets ins Flugzeug zu steigen? Nein! Nicht zuletzt dank Artur Kilian Vogel erfahren wir nämlich, dass es auch in der Schweiz ganz viele Ecken gibt, die genauso gut irgendwo im Ausland liegen könnten. Der Baikalsee zum Beispiel. In seinem Buch «Eine Weltreise durch die Schweiz» zeigt er, dass man auch am Neuenburgersee eine ähnliche Stille und Erhabenheit erleben kann wie am russischen Süsswassersee. Und auch das Napa Valley liegt nur einige Zugstunden vom Mittelland entfernt: im Weinberg von Chamoson im Wallis. Irland liegt nicht viel weiter, nämlich im Berner Oberland.
Idyllisch oberhalb von Grindelwald gelegen: der Bachalpsee (Bild: Ryan Gsell, Wikimedia Commons).
Der Bildband stellt sechzig Orte in der Schweiz vor, die man durchaus mit Reisezielen im Ausland vergleichen kann. «Sieh, das Gute liegt so nah», das bekannte Goethe-Zitat, ist denn auch der Untertitel des im Wörterseh Verlags erschienenen Buches. Die Schweiz ist tatsächlich ein äusserst abwechslungsreiches Reise- und Ferienland. Ausser einem Meer bietet unser Land alles, was es anderswo auch gibt: Von den höchsten, fast arktischen Alpengipfeln und ihren Gletschern bis zu subtropischen, mit Palmen bestandenen Seeufern, von einsamen Hochmooren über ausgedehnte Weinberge bis zu Flüssen und Wasserfällen.
Statt Philippinen im Tessin: das Valle di Muggio mit seinen Terrassen (Bild: Ticino Turismo, swiss-image.ch/Nicola Demaldi).
Natürlich hat man auch schon selbst festgestellt, dass man sich am Vierwaldstättersee mit seinem mächtigen Armen an die Fjorde Norwegens erinnert fühlt. Oder im Engadin im Herbst mit den gelben Lärchen an den Indian Summer in Nordamerika. Aber das Buch lädt auch ein, noch weitere solche Highlights zu entdecken, die man eigentlich nicht in der Schweiz erwarten würde. Etwa das Valle Muggio im Tessin, das mit seinen Terrassen an die Hauptinsel Luzon auf den Philippinen erinnert. Oder die Lampertschalp im Bündnerland, die genauso gut in Nepal liegen könnte.
Erinnert an die Landschaft Nepals: die Lampertschalp im Bündnerland (Bild: Markus Casutt).
Man könnte nun sagen, dass manche Vergleiche etwas gesucht sind. Aber Vogel gibt schon im Prolog den Hinweis, dass die Gegenüberstellung von Schweizer Landschaften mit optisch ähnlichen Regionen im Ausland mit einem Augenzwinkern betrachtet werden sollten. So oder so lohnt sich das Buch, um etwas durch die Welt zu schwelgen und von künftigen Reisen zu träumen. Gerade in Zeiten wie diesen. Nur Wuhan muss es ja nicht gerade sein…
Eine Weltreise durch die Schweiz, Artur Kilian Vogel, Wörterseh Verlag, Fr. 34.90