Mit der Taschenlampe durchs Dinomuseum, mit der Laterne durch dunkle Gassen oder beim Eindunkeln durch den Tierpark – nächtliche Führungen haben ihren besonderen Reiz und brauchen manchmal etwas starke Nerven.
«Wölfe heulen übrigens nicht den Vollmond an!» räumt Tierpfleger Roland Thomi gleich zu Beginn mit einem Mythos auf. Da mag sich jetzt bei einigen Besuchern im Tierpark Bern etwas Enttäuschung breitmachen. Dafür aber werden ihnen auf dieser nächtlichen Vollmond-Tour durch den Tierpark so manche Augen geöffnet.
Kurz zuvor haben sich rund 80 Tierfreunde vor dem Eingang getroffen und machen sich nun in Gruppen aufgeteilt mit einer Führperson auf die Pirsch. Die Tore des Tierparks sind längst geschlossen und die Tiere wieder «unter sich». Manche haben sich bereits zurückgezogen und geniessen die Ruhe. «Andere aber werden in der Dämmerung erst richtig aktiv und ziehen eine Show ab», verspricht Roland Thomi lachend. Viele Familien mit kleinen Kindern sind dabei, aber auch Pärchen und Pensionierte. «So was wollte ich schon immer erleben», verrät der Rentner aus Zollikofen. Für den fünfjährigen Nico ist klar: «Ich möchte einen Leoparden sehen!» Und Sarina (10) hofft, dass sie einen Wolf entdeckt.
Nicht nur im Tierpark Bern sind die abendlichen Führungen ein Renner und meist schnell ausgebucht. Auch andernorts in der Schweiz findet man – abgesehen von den beliebten Museumsnächten – eine Vielzahl an Nachtführungen durch Festungen oder Altstädte, Museen oder Zoos. Bei Dunkelheit in eine andere Welt einzutauchen, hat eben schon einen besonderen Reiz. Manchmal wird’s gruselig, wie etwa im Ritterhaus Bubikon, oder dann bekommt man ungewöhnliche Einblicke wie im Sauriermuseum in Aathal.
Auch im Tierpark ist die Welt bei einbrechender Dunkelheit eine andere. Wir spazieren an der Luchsanlage vorbei. Gerade schleicht einer dem Zaun entlang, zieht sich immer wieder hinters Gebüsch zurück und guckt dann wieder neugierig den nächtlichen Besuchern entgegen. «Die meisten Tiere sind es gewohnt, dass es hier viele Leute hat, aber die Luchse verstecken sich dennoch meist und präsentieren sich nicht gerne auf dem Serviertablett.» Vielleicht war es auch nur die rote Katze, die gerade über den Weg spaziert, die er entdeckt hat. Der Tierpfleger berichtet vom Zuchtprogramm der Luchse, bei dem der Tierpark das Zuchtbuch führt, erzählt Wissenswertes über die scheuen Tiere.
Ein paar Schritte weiter zückt Roland Thomi den Schlüssel und lässt das Grüppchen in den Dählhölzli-Zoo hinein. Es ist ziemlich ruhig hier, einige Fledermäuse fliegen uns um die Ohren, da und dort hört man ein Rascheln. Und plötzlich hören wir ein unbekanntes Geräusch. «Das war der Ruf einer Eule», klärt uns Thomi auf. Und dieses Knacksen bei der Anlage der Rentiere? «Das sind ihre Beine», weiss der Tierpfleger. «Dieses Geräusch entsteht durch die Bewegungen ihrer Sehnen.» Das sei eine Art Verständigungssignal. «Das Knacken hilft den Tieren, sich in ihrer Herde zu orientieren, zum Beispiel bei starkem Schneefall.»
Inzwischen ist es schon fast dunkel. Der Vollmond versteckt sich noch hinter den Wolken. Dennoch sieht man das Tier bei der nächsten Anlage gut genug. Es ist ein Wolf, der uns neugierig beäugt. Nun wollen wir wissen, was es mit dem Heulen des Wolfes bei Vollmond auf sich hat. «Sie markieren damit ihr Revier. Damit ihr Ruf möglichst weit gehört wird, stellen sie sich oft auf einen Stein.» Im Tierpark hausen übrigens Wölfe und Bären zusammen. Jedenfalls war das einst das Ziel. «Allerdings sind einige der Wölfe etwas vorwitzig und jagen die Bären, deshalb sind sie jetzt nur noch punktuell zusammen», erzählt Thomi. Bald schon ziehen sich die Bären zur Winterruhe zurück, dann sei es wichtig, dass sie nicht gestört werden.
Schon ist die Zeit der Abendführung fast um, ein letzter Blick ins Seehundbecken. Da ist einiges los. Als wollten sie uns nochmals ein Spektakel bieten, tauchen sie vor uns auf, strecken den Kopf aus dem Wasser und verabschieden sich wieder, um nochmals eine Runde im Becken zu drehen.
Vollmond im Tierpark, 23.4., 23.5., 22.6., 28.6., 21.7., 19.8., 18.9., 15.12., www.tierpark-bern.ch
Mit der Taschenlampe beim Stegosaurier
Wie gigantisch sie doch sind, wenn man vor ihnen steht: die Stegosaurier, die im Sauriermuseum in Aathal gezeigt werden. Aber auch die ausgestellten Schädel aus den uralten Knochen sind schon sehr beeindruckend. Noch unheimlicher wirkt alles im Schein der Taschenlampe, wenn man das Museum bei absoluter Finsternis besucht. Und wenn man dann plötzlich auch noch unbekannte Geräusche hört, wird es schon ziemlich gruselig.
Taschenlampenführung im Sauriermuseum Aathal für Familien und Kinder in Begleitung Erwachsener (Kinder ab 7 Jahren), 2. und 8. November 2024, www.sauriermuseum.ch
Mit der Laterne durch die Salzminen
So müssen sich einst die Bergleute gefühlt haben, wenn sie sich mit einer Laterne durch die Stollen der Salzminen von Bex bewegten. Zwischen Licht und Schatten war es wohl nicht immer so einfach, dass man nicht irgendwohin stolpert. Nur mit Laternenlicht lassen sich die dunklen Stollen der Minen auch heute noch entdecken, teils mit dem Minenzug, teils zu Fuss. Wenn man dann mitten im Herzen des Berges steht, gibt’s einen wohlverdienten salzigen Snack.
Nachtführung Salzbergwerk Bex, Daten unter www.salz.ch/de/laternen-fuehrung
Zwischen Rüstungen und Schwertern
Gruselig kann es schon tagsüber sein, wenn man sich durchs Ritterhaus in Bubikon vorbei an den Rüstungen und Waffen bewegt. Erst recht aber bei einem nächtlichen Besuch. Da hört man geheimnisvolles Knacken und sieht Schatten an den Wänden. Wie klingt und riecht das Ritterhaus eigentlich? Die Abendführungen für Kinder und Erwachsene versprechen jedenfalls spannende Geschichten – und einen wärmenden Punsch.
Ritterhaus Bubikon, Nachtführungen für Kinder, 8.3.2024, für Erwachsene, 18.11., www.ritterhaus.ch
Begegnung mit den Scalärageistern
Schon mal was von den Scalärageistern gehört? Wenn man des Nachts durch die Churer Altstadt streift, ist es gut möglich, dass man ihnen begegnet. Zumindest kann man der Sage vom Nachtvolk lauschen und erfährt, was es mit den Nachtwächtern auf sich hatte. Mit Laternen zieht man durch die verwinkelten Gassen, vorbei an mystischen Plätzen und historischen Gebäuden. Spätestens wenn man die Altstadt durchs Obertor wieder verlässt, wird man Chur mit anderen Augen sehen.
Sagenhafte Nachtführung, jeden Mi bis 20.3., www.chur.graubuenden.ch
Nächtlicher Streifzug durch die Gassen von Laufenburg
Wer sich zu später Stunde auf eine Führung mit dem Nachtwächter durch die Gassen des Städtchens Laufenburg am Rhein begibt, kann so einiges erleben. Auf dem Schlossberg besucht man zum Beispiel die Katakomben, die Kasematten, die sich bei der Kirche St. Johann befinden oder das alte Gefängnis im Wasentor. Für Kinder gibt es eine altersgerechte Führung mit Laternen und spannenden Geschichten.
Altstadt-Nachtführung, 2.3., 21.9., 26.10. und 23.11., www.laufenburg.ch